Druck! Es drückt an allen Seiten. Vor allem wenn man zu Beginn des Jahres den Blick auf Social-Media richtet. Hier eine neue Yoga-Challenge, dort ein Rabattcode für eine 3-tägige Saftkur, dort ein neue Sportroutine. Und es zeigt sich, dass der Leistungsdruck auch vor der Freizeit keinen Halt mehr macht. Wenn ich all die Menschen sehe, die sich tagtäglich für irgendetwas abrackern und wenn ich mich dann selbst dabei erwische, wie ich ebenso versuche Teil dieser Leistungsgesellschaft zu sein, dann bekomme ich oft ein leichtes Ziehen in meiner Magengrube und frage mich: Wo soll das hinführen? Wo will ich mitgehen und wo will ich mich gezielt aus dieser Leistungsgesellschaft rausnehmen?
Erfahrungen sammeln, wie ein Boxenstopp bei der Formel 1
Ich bin von so vielen Menschen umgeben, die einen ganz bestimmten Traum haben und dieses Ziel mit Ehrgeiz, Schweiß und voller Tatendrang verfolgen. Und das ist toll! Ich liebe es von diesen Menschen umgeben zu sein. Aber dann sehe ich den Kampf, denn sie dafür in Kauf nehmen. Viele von ihnen haben zwei Jobs, studieren nebenbei, bilden sich noch in anderen Bereichen weiter und haben noch zusätzliche Projekte, mit denen sie sich beschäftigen. Natürlich vieles davon unbezahlt. Vor allem die Kreativbranche ist meiner Meinung nach davon stark betroffen. WEITERBILDUNG, NICHT STEHEN BLEIBEN!! ist das Plädoyer unserer Gesellschaft. Sich nur auf eine Sache zu fokussieren ist in der heutigen Zeit undenkbar. Man sollte am besten in allen Bereichen ein bisschen Ahnung haben, die Stellenausschreibungen allein für Praktika sind oft utopisch und die Anforderungen immens. Ich will doch in ein Berufsfeld schnuppern, etwas Lernen, Erfahrungen mitnehmen. Ich habe leider mit 25 Jahren noch keine 10-jährige Berufserfahrung.
Darf es noch ein bisschen Freitzeitgestaltung sein?
Und dann machen wir uns eh im beruflichen Kontext schon so viel Stress, dann hört das Ganze im Privaten auch nicht auf. Mal im Ernst: Wie viele machen wirklich Sport um des Sportwillens? Und wie viele meditieren um des Meditierenwillens? Und da will ich mich gar nicht rausnehmen. Die Selbstoptimierung hört auch im Privaten nicht auf. „Power-Nap“. Mittagsschlaf hat das bei unseren Großeltern geheißen. Heute machen wir das nur, damit wir wieder leistungsfähiger in den Nachmittag starten. Aber für die *optimalste“ Freizeitbeschäftigung müssen wir nur in all die Social-Media Apps gucken. Da gibt es noch genügend weitere Ideen. Einfach nur ein Buch lesen, das Handy abzuschalten oder dem Regen zuzusehen, ist zu wenig. Aber vielleicht würden wir genau hier einmal wirklich entspannen. Sich dem Alltag entziehen, um die Stille zu genießen. Draußen wird es immer laut bleiben, nur in uns selbst können wir ein Umdenken erschaffen.
In diesem Sinne wünsche ich mir für dieses Jahr, dass ich mich weniger stressen lasse, mein eigenes Tempo gehe, mich nicht mit anderen vergleiche und ich die Zeit finde, mit einer Tasse Kaffee den Regentropfen an der Fensterscheibe zuzusehen. Und das wünsche ich euch genauso..
HAPPY 2022!
Sehr gut kommentiert, wie es wirklich ist. Wünsch dir ein ruhiges Neues Jahr. Lg Christine